5 Joseph Müller – Germania-Drogerie

Die Baulücke, wo ehemals die Drogerie Müller am Altmarkt stand
Die Baulücke, wo ehemals die Drogerie Müller am Altmarkt stand, 16. September 2019; Private Aufnahme, Foto: Alexandra Bloch Pfister, CC BY-SA 3.0

Altmarkt 12
98574 Schmalkalden

Beschreibung

Anfang des 19.Jahrhunderts änderte sich die berufliche Struktur der Schmalkalder Juden*Jüdinnen: Sie übten nun auch Handwerksberufe wie Sattler, Schneider und Leinenweber aus. Besonders nach dem Abbau aller gesetzlicher Restriktionen ab 1871 siedelten sich vermehrt jüdische Familien in Schmalkalden an; sie waren für die wirtschaftliche Entwicklung Schmalkaldens nicht unbedeutend; so gründeten Juden*Jüdinnen hier auch kleine Industriebetriebe. Gab es aber 1930 in Schmalkalden noch 24 jüdische Geschäftsleute, so wurden in der Nazizeit bis Ende 1938 alle Unternehmen „arisiert“ bzw. liquidiert.

Josef Müller (30.Mai 1862-21. November 1925) betrieb in Schmalkalden die Germania-Drogerie, ein „Droguen-, Chemikalien- und Farbwaaren-Geschäft" in bester Lage am Altmarkt. Er war Vorsteher der jüdischen Gemeinde, verheiratet mit Clara Mandel und hatte fünf Kinder: Hedwig (verheiratet mit Paul Herbert Marcks), Alfred, Robert, Willi und Ernst. Nach dem Tod von Josef betrieben dessen Söhne die Drogerie. Ein Teil der Familie verließ Deutschland bereits vor 1938. Im Novemberpogrom 1938 zerstörten Anhänger*innen des Naziregimes das Geschäft und Willy, der die Drogerie nun allein geführt hatte, wanderte ebenfalls aus. Die Drogerie wurde von Walter Vollmer übernommen und das ganze Gebäude am 6. Februar 1945 beim zweiten Luftangriff auf Schmalkalden durch eine amerikanische Bombe zerstört.

Ernst und seine Familie flohen über Nürnberg nach Griechenland und emigrierten von dort nach New York City. Ernst betrieb erfolgreiche Arztpraxen in Griechenland und New York City. Er starb 1953. Robert und seine Familie flohen nach Trinidad und weiter nach Chicago. Robert starb 1956. Willi Müller heiratete nicht. Er floh nach Shanghai und emigrierte nach dem Krieg nach Houston, Texas. Er war Konzertpianist und starb 1968 in Houston. Hedwig emigrierte mit ihrem Mann und den Kindern Lilly, Heinz und Helga nach Shanghai und von dort nach Kriegsende nach Houston. Paul Marcks starb 1941 in Shanghai 1941, Hedwig 1962 in Houston.

Heute (2019) befindet sich eine Baulücke an der Stelle des Gebäudes der ehemaligen Drogerie.

Weiterführende Links

Quellen / Literaturangaben

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